Social Media im Möbelhandel

MÖFA-Studienprojekt fordert strategisches Handeln

Vierzig Prozent aller Deutschen nutzen Soziale Netzwerke. Der Online-Handel boomt. Wie in anderen Einzelhandelsbranchen sieht auch der Möbelfachhandel sein stationäres Geschäft zunehmend gefährdet. Auf Initiative der Josef-Lauten-Stiftung erforschte eine Projektgruppe innerhalb des Betriebswirtschaftsstudiums an der Fachschule des Möbelhandels in Köln die Grundlagen zum Thema Social Media im deutschen Möbelhandel. Die abschließende Präsentation am 19. Dezember 2013 vor rund 60 Zuhörern zog das Fazit: Wer Kunden für den stationären Handel motivieren will, muss sich schleunigst mit den sozialen Medien auseinandersetzen.

Ein stark besuchtes Branchenforum am 16. Oktober 2012 in der MÖFA stieß auf breites Interesse. Frank Michna, Social Media Experte der MSWW PR-Agentur, referierte vor rund 100 Zuhörern zum Thema „Social Media – Markenführung und Positionierung in den unendlichen Weiten des Social Webs.“ Da diese Veranstaltung gleichzeitig Start des von der Josef-Lauten-Stiftung initiierten Projektes war, entschlossen sich Andreas Bartl, Christian Gieraths, Oleg Heidt, Johannes Hermann, Patrick Lorenz, Christian Möllney, Kim Okon und Nelli Ruf, Studierende im 3. Semester Betriebswirtschaft, unter Leitung des Dozenten Karl Franz zur Gründung der Projektgruppe. Ihr Arbeitsthema lautete: Social Media im deutschen Möbelhandel, On- und Offline-Synergien sowie Nutzung von sozialen Medien.

In 14 Monaten systematischer Studienarbeit trug die Projektgruppe zusammen, was es als Basiswissen zum Thema gab. Sie zogen Vergleiche zwischen der klassischen Werbung und den Internet-Aktivitäten, loteten die Wirkungsweisen aus, erläuterten, worum es bei Social Media überhaupt geht und skizzierten die über diesen Kommunikationskanal erreichbaren Ziele, hieß es im Vortrag von Johannes Hermann. Sie registrierten die atemberaubende Geschwindigkeit der weltweiten Internetnutzung ebenso wie die berauschenden Teilnehmerzahlen, die letztendlich ohne jegliche Zeitverzögerung Zugang zu einem Fünftel der Erdbevölkerung ermöglichen.

In einer Analyse der zum Sprachgebrauch gewordenen Begriffe wie Facebook, Google+, Twitter, YouTube oder Xing wertet die Studienarbeit die jeweilige Bedeutung der Netzwerke. Herausgearbeitet wurde, dass sich alle Plattformen hervorragend eignen, um der eigenen Homepage erweiterte Frequenz zu verschaffen, erläuterte Andreas Bartl für die Projektgruppe.

Mit Blick auf die Branche fehlte auch nicht die durch Patrick Lorenz vorgetragene Bewertung der Top 10 des deutschen Möbelhandels, die die Fachzeitschrift Möbel Kultur in einem regelmäßig aktualisierten Facebook-Ranking vorstellt. Präsentiert wurde, wie die professionellen Facebook-Nutzer die multimedialen Möglichkeiten vom Kundendialog über Gewinnspiele bis hin zu Schnäppchen-Angeboten im Bild oder Video nutzen.

Letztlich geht die Studie darauf ein, wie wichtig das Web-Monitoring ist. Oleg Heidt erläuterte die gemeinsam erarbeiteten Möglichkeiten, die Ziele der Imagebildung in den unendlichen Weiten des Internets gezielt zu überwachen. Gleichzeitig ging er auf die Risiken der Aktivitäten in den sozialen Netzwerken ein, schätzte die Kosten für Einsteiger und wagte eine Prognose für die Zukunft mit der Annahme, dass Nutzerzahlen steigen und der Stellenwert der Plattformen zunimmt. Als Marketinginstrument, so Oleg Heidt, sind die Plattformen unverzichtbar.

Bei all diesen Basisinformationen mangelte es in der Arbeit aber auch nicht an kritischen Einschätzungen. Im Großteil des deutschen Möbelhandels fehlt es am Know-how. Weil Zeit, Budgets und Personal zu knapp sind, stehen keine Ressourcen zur Verfügung. Als Ergebnis lässt sich falsche Umsetzung beobachten, die zur negativen Wahrnehmung durch die Zielgruppen führt. Die Folge heißt Imageverlust.

Social Media, so die Projektarbeit, sind keine Aufgabe für einen Auszubildenden oder Praktikanten. Erforderlich ist geschultes Fachpersonal mit erfahrenen, textsicheren Mitarbeitern. Der Auftritt im Internet ist ebenso Chefsache wie die Werbung, die es mit Blick auf das eigene Image zu beobachten gilt. Weil Botschaften nicht mehr allein als unwidersprochene Message gegeben werden, sondern in den Netzwerken in ständiger Zwiesprache mit den Verbrauchern stehen, macht es tieferen Sinn, wenn die Projektgruppe den griechischen Philosophen Epiktet sinngemäß zitiert: „Es sind nicht so sehr die Tatsachen, die in unserem Sozialleben entscheiden, sondern die Meinungen der Menschen über die Tatsachen, ja, die Meinungen über die Meinungen.“

Vor dem Hintergrund dieser Projektarbeit erhält das latent vorhandene Gefühl, sich dem Thema endlich widmen zu müssen, neuen Zündstoff. So auch das Fazit der Studie: „Wer sich bis heute nicht mit sozialen Medien auseinandergesetzt hat, wird es nicht erst morgen, sondern schon heute schwer haben, seine Kunden zu erreichen und diese für den stationären Handel zu motivieren!“

In seinen Einführungsworten zu dieser Präsentation am 19. Dezember 2013 erläuterte der Leiter der Möbelfachschule, Dipl.-Hdl. Dieter Müller, das Engagement der Josef Lauten Stiftung bei diesem sowie den vorangegangenen Projekten und dankte für die Unterstützung. Wilfried Wadsack, Kurator der Josef-Lauten-Stiftung, dankte in seinem Schlusswort der Projektgruppe für die Fleißarbeit, die imstande sei, die noch immer Zögernden in der Möbelbranche wachzurütteln. Er warnte aber auch davor, die sozialen Netzwerke als Insellösung einzustufen. Wörtlich: „Sie können das Internet vernachlässigen, aber das Internet ignoriert Sie nicht. Social Media sind integraler Bestandteil der zeitgemäßen Kommunikation, für die sich jedes qualitative Engagement lohnt.“

Die Josef-Lauten-Stiftung ließ die Präsentation in einem Film aufzeichnen, der unter www.youtube.com/MSWWPRAgentur veröffentlicht wurde.